Fortlaufende Textsammlung

136) Ich bin 25 Jahre alt. Ich fahre mit meiner Schwester und ihrer Freundin durch die Eifel. Es ist dunkel und einsam. Der Tank neigt sich dem Ende und wir wissen nicht, wo wir sind. Die Zeit erscheint mir ewig, auch wenn wir scherzen. Endlich! Eine Ortschaft mit Tankstelle. Ich bin erleichtert! [w/44]

 

 

 

 

135) Ich bin 7 Jahre alt. Es gruselt mich auf dem Weg zum Klo. Drei Stufen runter. Am Ende des Flures vorbei an der knorksigen Kellertür. Aber ich muss dringend. Ich schließe die Klotür und drehe den alten Schlüssel um. "Klack". Ich verrichte meine Notdurft. Fertig. Ich will den Schlüssel wieder herum drehen. Es klappt nicht. Das Geräusch kommt nicht wieder. Ich rufe nach meinem Opa. Warte und warte. Die Angst wächst. Ich blicke mich um. Hier will ich nicht länger sein. Ich hämmere gegen die Tür. Hoffe auf Gehör. Endlich vernehme ich die Stimme meiner Großmutter, die mir Mut zuspricht. Nun weiß ich um meine Rettung. Erst jetzt merke ich die Tränen auf meinem Gesicht. Sie leitet mich an, den Schlüssel richtig ins Schloss zu stecken. Ich höre das ersehnte "Klacken", reiße die Tür auf und lande in den Armen meiner Oma. Jetzt fühle ich mich geborgen. [m/07]

 

 

 

 

134) Ich bin 33 Jahre alt. Mit meinem Geliebten liege ich im hohen Sommergras. Der leichte Wind faltet die Gräser schützend über uns zusammen. Wir liegen in einem duftenden Grasnest; geborgen. Er flüstert mir ins Ohr das unsagbar Schönste, das mir je jemand offenbarte. Die Zeit steht still und mir wird bewusst, die Zeit ist ein einzig grosser kosmischer Puls. Nicht linear sondern kreisförmig breitet sie sich in alle Richtungen aus. Zeit ist Bewegung im Raum. [w/?]

 

133) Ich bin 28 Jahre alt. Ich arbeite in einem Bürojob, aber ich sitze im Homeoffice. Die Aufgaben sind sehr simpel, zu simpel. Formulare ausfüllen, Exceltabellen erstellen. E-Mails ablegen. 8 Stunden jeden Tag. Die Zeit dehnt sich unendlich. Und wenn die 8 Stunden rum sind fühle ich mich leer und schlapp. [w/29]

 

132) Ich bin 55 Jahre alt und habe einen Termin zur Wohnungsbesichtigung. Die Wohnung war ganz in der Nähe meiner langjährigen alten gelegen. Ich war hin und weg. [w/59]

 

131) Ich bin 8 Jahre alt. Die grauen Wolken eilen am Himmel nach Osten, der Wind lässt meine Hände kalt und steif werden. Ich will nicht draußen sein, ich will auf dem Teppich neben dem Ofen liegen und in meinem Buch weiterlesen. Mutter sagt: "Noch eine Stunde!" Ich fühle mich verraten. [m/50]

 

130) Ich bin 21 Jahre alt und leiste meinen Zivildienst in einem Altenheim. Auf dem Weg dorthin lese ich in der S-Bahn in einem Roman. Es wird Zeit. An der nächsten Station muss ich aussteigen. Dann bittet die Frau in diesem Roman ihren Freund, sie zu töten. "Was?", höre ich meine Stimme ausrufen. Ich schaue hoch. Niemand in der S-Bahn hat von mir Notiz genommen. Ich starre vor mich hin. Dann bemerke ich, dass ich vor drei Station hätte aussteigen sollen. Ich fühle mich ...  [m/21]

 

129) Ich bin 25 Jahre alt. Ich bin schnell. Auf Skiern. Die letzte Talabfahrt in Steinhaus, Südtirol. Ich springe. Ich komme auf einem kleinen Hügel auf. Ich komme aus dem Gleichgewicht. Ich fliege. Vor mir eine Holzwand. Mein Kopf rast darauf zu. Plötzlich ist da ganz viel Zeit zum Nachdenken. Ich fühle mich surreal. [w/39]

 

128) Ich bin 18 Jahre alt. Ich liege im Bett, eine eine Krankenschwester kommt auf mich zu und legt mir ein Knäuel in Tüchern in den Arm. Ich halte mein neugeborenes Baby mit glatter Haut und wohlgeformtem Hinterkopf in den Armen, es ist ganz leicht und klein. Seine Augen sind geschlossen, er atmet sanft und riecht nach frischen Waldblumen. Ich fühle mich zeitlos und bin glücklich und erfüllt. [w/45]

 

127) Ich bin 42 Jahre alt. Ich liege im noch warmen Bett und erinnere mich an die letzten Stunden welche ich mit einem Mann verbracht habe. Das Bett riecht fruchtig, die Luft im Raum ist erfüllt von Energie, das Licht, das durch die Vorhänge dringt ist sanft und rötlich. Ich schwebe in der Zeit und bin verliebt. [w/45]

 

126) Ich bin 40 Jahre alt und ich fühle die laue Luft in einer warmen Mainacht auf meiner Haut. Ich entblöße meinem Begleiter meine Gefühle, stelle diesen zur Rede, er verweigert mir ein Gespräch. Ich schreie ihn an, meine Kehle fühlt sich trocken an, mein Körper kraftlos und ausgezehrt. Ich fühle mich in einer Endlosschleife, bin wütend und hilflos. [w/45]

 

125) Ich bin 40 Jahre alt. Es ist nach Mitternacht und ich stehe mit einer Traube von Menschen vor einer Kneipe. Ich bin betrunken, mein Körper fühlt sich taub an, meine Beine und mein Kopf sind schwer. Ich fühle mich verlangsamt und bin isoliert. [w/45]

 

124) Ich bin 10 Jahre alt. Es ist Sommer und ich sitze auf einer Wiese mit einem Einmachglas in der Hand. Das Glas fühlt sich in meiner Hand warm an, die filigranen Grashalme haben sich darin kreuz und quer verschachtelt. Ich höre ein Zirpen, schaue auf das Gras, spanne meine Finger und greife nach einem grünen kleinen Grashüpfer, schließe meine Hand und spüre das Insekt darin. Ich fühle mich im Hier und Jetzt und bin stolz und aufgeregt. [w/45]

 

123) Ich bin 9 Jahre alt. Vor mir liegt ein Birkenwald und von dort aus gelange ich zu dem Moor. Es riecht modrig und erdig. Vorsichtig setze ich einen Fuß in den Tümpel, dann den nächsten, sinke ein bis zur Hüfte und bleibe stehen. Ich spüre den warmen, zähflüssigen Brei an meinen Beinen, ich befülle meine Handinnenflächen mit der klumpigen schwarzen Masse und creme meinen Oberkörper damit ein. Ich fühle mich mutig, mit der Natur verbunden und bin im Hier und Jetzt. [w/45]

 

122) Ich bin 24 Jahre alt. Es ist Winter, ich sitze im Auto und befahre eine kurvige, verschneite und auch vereiste Baumallee. Die Temperaturen bewegen sich um die 5 Grad unter 0. Langsam fahre ich in eine Kurve, das Auto entzieht sich meiner Steuerung und ich kann es nicht mehr lenken. Die Reifen suchen sich eine Bahn und der Golf schlittert auf einen Baumstamm zu. Ich fühle mich machtlos und habe Todesangst. [w/45]

 

121) Ich bin 5 Jahre alt. An einem Frühlingstag sitze ich auf dem Ast des Kastanienbaumes. Ich schaue mir die Struktur des Baumstammes an, beobachte wie der Wind die Blätter bewegt, atme die frische Frühlingsluft und spüre meinen Körper. Ich fühle mich zeitlos und bin frei und glücklich. [w/45]

 

120) Ich bin 87 Jahre alt. Zwar lebe ich noch ganz im Hier und Jetzt, doch schaue ich auch gerne zurück in die Zeiten, die nun weit hinter mir liegen: Meine Kindheit, meine Jugendzeit, meine Zeit als junge Frau und Mutter - Zeiten der Liebe möchte ich sie nennen - Dann waren da die Zeiten der Arbeit, der Erfolge, der Weiterentwicklung, auch Zeiten der Enttäuschungen. Und alles ist meine Zeit. Ich fühle mich erfüllt und bin dankbar. [w/87]

 

119) Ich bin 5 Jahre alt. Meine Schwester schreit vor Schmerz. Ich sehe sie in den hohen Brennnesseln unter unserem Kletterbaum liegen. Das Geschrei nimmt kein Ende. Ewig scheint sie in der brennenden Umarmung gefangen. Ich kann nichts tun. Nur Hoffen, dass sie sich schnell befreit. Ich bin voll Mitleid und fühle mich hilflos. [w/39]

 

118) Ich bin 27 Jahre alt. Mein Freund und ich holen die neuen haarigen Mitbewohner ab. Ich möchte den Moment festhalten. Ich bin glücklich. [w/31]

 

117) Ich bin 10 Jahre alt. Ich balanciere auf dem Rand des Gartenteiches. Ich wanke. Falle ich ins Wasser oder nicht? Schrecksekunden. Die Zeit vergeht so langsam, dass ich es nicht sagen kann. Sie scheint still zu stehen. Ich bin wie gelähmt.[w/39]

 

116) Ich bin 4 Jahre alt. Meine Schwester und ich sitzen auf den Stufen vor unserem Kindergarten und warten. Wir sind gefühlt immer die Letzten, die abgeholt werden. Warum dauert es nur so lange bis Mutter kommt? Ich fühle mich vergessen. [w/39]

 

115) Ich bin 27 Jahre alt. Ich bin auf der Arbeit und schaue auf meinen Plan. Noch drei Einheiten – gefühlt eine Ewigkeit. Ich fühle mich müde und möchte nach Hause. [w/27]

 

114) Ich bin 27 Jahre alt. Ich komme mit einem riesigen Loch im Bauch von der Arbeit. Ich muss noch kochen. Haben Kartoffeln schon immer so lange gekocht?! Die Garzeit scheint kein Ende zu nehmen. Ich fühle mich hungrig und bin ungeduldig. [w/27]

 

113) Ich bin 27 Jahre alt. Ich bin mit meinen Freundinnen verabredet. Ich bin wie immer pünktlich. Ich warte und warte... Es dauert und keiner kommt. Ich bin genervt und ungeduldig. [w/27]

 

112) Ich bin 27 Jahre alt. Unsere Tochter wird 1 Jahr alt. Schon ist ein Jahr vergangen? Nie zuvor ist mir aufgefallen, wie schnell ein Jahr vergeht. Ich bin erstaunt. [w/27]

 

111) Ich bin 29 Jahre alt. Moment, ich bin wirklich schon fast 30 Jahre? Ich fühle mich jung und zeitlos. [m/29]

 

110) Ich bin29 Jahre alt. Morgen wollen wir nach Belgien – Motorrad fahren. Ich freue mich sehr darauf. Kann gar nicht einschlafen. Weiß aber, wenn ich einschlafe, macht es Klick. Ich bin wieder wach und es ist endlich morgen. Doch der Schlaf lässt auf sich warten. Ich will endlich einschlafen! Ich bin gespannt und aufgeregt. [m/29]

 

109) Ich bin 25 Jahre alt. Ich stehe gefühlte Stunden in Hamburg beim TÜV. Hoffe auf einen Eintrag, um endlich legal mit meinem Bus fahren zu können. Ich bin voll Vorfreude. Doch die Wartezeit nimmt kein Ende. Ich bin ungeduldig. [m/29]

 

108) Ich bin 29 Jahre alt. Ich bin in der Werkstatt. Plötzlich ist Feierabend. Über die Arbeit habe ich die Zeit vergessen. Ich fühle mich produktiv. [m/29]

 

107) Ich bin 10 Jahre alt. Es klingelt, die Postbotin ruft unseren Namen. Meine Mutter wartet voller Sorge auf Vaters Feldpostbrief. Sie rennt die Treppe herunter, öffnet den Brief. Die Postbotin bleibt neben ihr stehen. Ich warte oben an der Tür. Mutter zieht einen Zettel aus dem Umschlag. Es ist die Skizze vom Grab meines Vaters. Ich nehme die Szene in Zeitlupe wahr. Die unbeschwerte Kindheit ist vorbei. Ich fühle mich schrecklich. [w/87]

 

106) Ich bin 42 Jahre alt. Karl und ich sind am Strand. Am noch blauen Abendhimmel türmen sich fantastische Wolkengebilde. Langsam versinkt die Sonne im Meer. Paare stehen ergriffen Hand in Hand oder auch herzlich umschlungen da. Mein Mann fotografiert - seit einer gefühlten Ewigkeit - das Naturschauspiel. Ich fühle mich einsam. [w/87]

 

105) Ich bin 8 Jahre alt. Ich erwache in einem schmalen Bett in einem Kämmerchen. Jetzt höre ich wieder das Geräusch, das mich geweckt hat. Ein Hahn kräht unter dem Fenster. Ich genieße den Augenblick und freue mich auf den neuen Tag. [w/87]

 

104) Ich bin 9 Jahre alt. Noch ist es früh am Morgen. Aufgeregte Stimmen sind im Flur zu hören. Es klopft an unserer Schlafzimmertür. Eine Männerstimme ruft: „Mobilmachung!“ Es ist Krieg. Vater muss sich unverzüglich melden. Viel zu plötzlich muss er mit dem Zug nach Hause fahren. Ich bin verwirrt und fühle mich überflüssig. [w/87]

 

103) Ich bin 8 Jahre alt. Ich steige aus dem Zug. Ich erkenne den ganz speziellen Duft nach: Sommer, Sonne, Blumen, fetten blühenden Wiesen und Heu wieder. Die Gerüche von Kühen und Schweinen, wie auch allem anderen Bauerngetier. Glück steigt hoch aus meinem Bauch in mein Bewusstsein. Hier verbringe ich die Wochen der Ferien und der Freiheit. Ich genieße den Moment. Hier bin ich daheim. [w/87]

 

102) Ich bin 5 Jahre alt. In der Nachbarschaft feiert eine alte Dame ihren 80. Geburtstag. Mutter und ich singen ihr zweistimmig ein Glückwunschlied. Die Frau ist sichtlich gerührt. Ich fühle den Stolz meiner Mutter. Ich bin erfreut und wünsche mir, dass dieser Augenblick anhält. [w/87]

 

101) Ich bin 4 Jahre alt. Stehe an der breiten Fensterbank in unserem Kindergarten. Ich schnüre eine Glasperlenkette auf. Die meisten Kinder toben lärmend um mich herum. Die Zeit will nicht vergehen. Ich fühle mich gestört. [w/87]

 

100) Ich bin 3 Jahre alt. Ich sitze auf der breiten Holzbank in unserer Küche. Draußen ist dichtes Schneetreiben. Einige Schneeflocken werden vom Sturmwind an das Fenster geklatscht, rutschen aber durch die Wärme von innen schnell nach unten. Fasziniert schaue ich ihnen zu. Ich bin nachdenklich und fühle mich außerhalb von Zeit und Raum. [w/87]

 

99) Ich bin 2 Jahre alt. Kann in der Nacht nicht schlafen. Das Zimmer ist im Dämmerlicht. Ich stehe in meinem Gitterbettchen. Höre meine Eltern in ihrem Bett ruhig atmen. Ich will, dass Mutter sich jetzt um mich kümmert. Ich rufe. Die Zeit vergeht quälend langsam, doch sie rührt sich nicht. Ich bin allein und verzweifelt. [w/87]

 

98) Ich bin 39 Jahre alt. Ein kleiner Patient ist bei mir zur Physiotherapie. Er hat Spaß und kommt gerne. Nach 30 Minuten möchte er noch nicht gehen. Die Zeit ist schnell vergangen. Es tut mir leid, aber ich muss ihn raus schicken. Der nächste wartet. Ich fühle mich in der Pflicht. [w/39]

 

97) Ich bin 37 Jahre alt. Heute habe ich frei und habe Zeit. Kann meinen Sohn ohne Eile in den Kindergarten bringen. Jetzt will er noch schaukeln, bevor wir starten. Ich bin entspannt und genieße die Zeit mit ihm. Ich fühle mich glücklich und frei. [w/39]

 

96) Ich bin 39 Jahre alt. Gerade aus dem Urlaub zurück. Koffer ausgepackt, Kinder zu Bett gebracht. Wie, schon 22:00 Uhr? Wir sind doch heute Mittag losgefahren. Der Tag ist schon vorbei? Ich fühle mich meiner Entspannung beraubt. [w/39]

 

95) Ich bin 39 Jahre alt. Ich habe Urlaub. Ausschlafen, in den Tag leben, genießen und nehmen, was kommt. Außer Zeit und Raum. Ich fühle mich frei. [w/39]

 

94) Ich bin 40 Jahre alt. Ich bin auf der Rückfahrt aus dem Urlaub. Immer wieder Stau. Auch wenn uns jedes Anhalten nur wenigen Minuten "kostet", kommt es mir wie eine stundenlange Verzögerungen vor. Ich bin genervt. [m/40]

 

93) Ich bin 28 Jahre alt. Wir sind im Studio und arbeiten an einem Projekt. Ein Blick auf die Uhr und wir erschrecken. Es ist plötzlich 04:00 Uhr morgens. Gerade eben war es doch noch 20:00 Uhr. Vertieft in die Arbeit haben wir nicht bemerkt, wie spät es schon ist. Wir waren kreativ. Ich fühle mich gut. [m/40]

 

92) Ich bin 29 Jahre alt. Ich fahre vom Vorstellungsgespräch nach Hause. Mein Handy klingelt: Die Zusage. Die Zeit, die vorher in Zeitlupe verstrich, rennt nun vorwärts. Ich fühle mich kompetent und voll Energie. [m/32]

 

91) Ich bin 32 Jahre alt. Mit meiner Freundin erlebe ich so viel in so kurzer Zeit, dass ich glaube, die Zeit stünde still. Ich bin unendlich glücklich. [m/32]

 

90) Ich bin 29 Jahre alt. Ich liege in seinen starken Armen. Er küsst meine Stirn und sagt mir, dass ich in Sicherheit bin. Er hält mich. Die Zeit steht still. Ich bin glücklich. [w/29]

 

89) Ich bin 7 Jahre alt. Ich sitze am Küchentisch. Ich soll die viel zu dicke Linsensuppe essen. Ich kriege das nicht runter. Die Zeit wird lang und länger. Ich bin müde, traurig und wütend. [m/64]

 

88) Ich bin 64 Jahre alt. Meine Frau müsste längst vom Arzt zurück sein. Sie kommt und kommt nicht. Es dauert zu lang. Ich bekomme ein wenig Angst. Ich bin besorgt. [m/64]

 

87) Ich bin 23 Jahre alt. Bin auf einer politischen Großveranstaltung von Studenten. Sie stehen auf und skandieren frenetisch ihre Parolen. Meine Frau und ich bemühen uns still zu sein und sitzen zu bleiben. Das Gebrüll will nicht enden. Es ist sehr anstrengend. Ich fühle mich bedrängt. [m/64]

 

86) Ich bin 64 Jahre alt. Ich bin in einer Versammlung. Ich höre einem Redner zu. Er redet schlecht. Er hört nicht auf. Es will kein Ende nehmen. Ich bin wütend. [m/64]

 

85) Ich bin 64 Jahre alt. Ich sitze am Bett einer alten Frau. Zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn. Die Frau wird bald sterben. Lähmende Stille, die Zeit dehnt sich lang. Gemeinsames Beten vertreibt die quälende Zeit. Ich fühle mich erleichtert, den anderen geht es ebenso. [m/64]

 

84) Ich bin 32 Jahre alt. Bei hoher Geschwindigkeit gegen die Leitplanke der Autobahn gedrängt, dreht sich mein Wagen um 180 Grad. Schrecksekunden, in denen ich nicht sagen kann, ob sich die mir entgegenkommenden LKWs schnell nähern oder ob sie stehen. Ich habe weiche Knie und bin dankbar, dass nichts passiert. [m/64]

 

83) Ich bin 64 Jahre alt. Meine Frau und ich stehen unter einer japanischen Kirschblüte. Wir schauen in die Blütenpracht. Ein entspannter Moment im Hier und Jetzt. Ich bin dankbar und froh. [m/64]

 

82) Ich bin 62 Jahre alt. Ich muss sofort ins Krankenhaus. Es sieht schlecht für mich aus. Ich stehe auf dem Balkon. Ein Zeitgefühl, das ich so nicht kannte. Ich kann das nicht benennen. Ich bin ängstlich. [m/64]

 

81) Ich bin 64 Jahre alt. Ich stehe vor einer Versammlung. Ich muss hier sprechen. Der Text entfällt mir. Die Zeit wird endlos und ich schäme mich. [m/64]

 

80) Ich bin 28 Jahre alt. Neun Monate Schwangerschaft sind endlich vorbei. Jetzt halte ich das kleine Wesen fest in meinem Arm. So lange ich lebe werde ich es bedingungslos lieben. Ich bin vor Liebe wie berauscht. [w/60]

 

79) Ich bin 36 Jahre alt. Das iPad vor mir zeigt die Uhrzeit an. Minuten vergehen wie Stunden. Die Sitzung zieht sich in die Ewigkeit. Alles ist gesagt, nur nicht von jedem. Zuhause wartet die Freundin. Doch die Sekunden fließen wie Teer an mir vorbei. Soll ich gehen? Ich fühle mich leer und traurig. [m/36]

 

78) Ich bin 36 Jahre alt. Zwei volle "Hacker Pschor" stehen vor uns. Wir genießen die seltenen freien Stunden, die sich wie Sekunden anfühlen und davon fliegen. Ich fühle mich im Hier und Jetzt und bin geliebt. [m/36]

 

77) Ich bin 24 Jahre alt. Das größte Wunder des Lebens ist gesund bei unserer kleinen Familie angekommen. Die Zeit steht für einen Moment still. Ich bin dankbar und berauscht wie noch nie. [w/60]

 

76) Ich bin 17 Jahre alt. Wir sind beim Tierarzt. Mein treuster Gefährte wird eingeschläfert. Die Zeit mit ihm läuft wie ein Film an mir vorbei. Ich bin traurig und verzweifelt. [w/28]

 

75) Ich bin 23 Jahre alt. Ich beziehe meine ersten, eigenen vier Wände. Bin ich erwachsen? Ich fühle mich frei und überglücklich. [w/28]

 

74) Ich bin 15 Jahre alt. Ich reite auf meinem Pferd Robbin. Die Zeit bleibt stehen. Ich fühle mich frei, gelöst und glücklich. [w/31]

 

73) Ich bin 11 Jahre alt. Ich werde gegen Mitternacht geweckt. Wir verlassen fluchtartig mein Zuhause. Die Zeit steht still. Ich fühle mich ratlos und bin verstört. [m/62]

 

72) Ich bin 60 Jahre alt. Mein Beruf ist verantwortungsvoll und anstrengend. Ich merke, wie mir oft die Kraft für meinen Alltag fehlt. Es macht mich traurig, dass meine Lebenszeit auf der Arbeit zu verrinnen scheint. Ich mag meinen Beruf, doch jetzt fühle ich mich ausgelaugt. [w/60]

 

71) Ich bin 50 Jahre alt. Ich bin in Paris in der berühmten Sainte-Chapelle. Ich höre die vier Jahreszeiten von Vivaldi. Wenn es einen Himmel gibt, stelle ich ihn mir so vor. Ich fühle mich aus der Zeit herausgehoben. Ich fühle mich total in mir und bin überwältigt. [w/60]

 

70) Ich bin 13 Jahre alt. Ich schaue einen spannenden Film. In den spannenden Szenen kommt immer die Werbung. Es kommt mir vor als dauert die Werbung Stunden. Ich bin genervt. [w/13]

 

69) Ich bin 42 Jahre alt. Meinem Kater geht es sehr schlecht. Er ist Diabetiker und unterzuckert. Ich stopfe ihm Zuckerlösung in den Mund. Noch immer geht es ihm nicht besser. Es dauert viel zu lange. Ich fühle mich hilflos. [w/42]

 

68) Ich bin 10 Jahre alt. Ich sehe einen Film. Jetzt ist Werbeunterbrechung. Die Werbung fesselt mich. Sie handelt von einem Film, den ich unbedingt sehen möchte. Doch schon ist die Werbung vorbei. Schade, so kurz nur. Ich bin enttäuscht. [w/10]

 

67) Ich bin 21 Jahre alt. Mir ist übel. Ich habe einen Margen-Darm-Infekt. Schon wieder muss ich zur Toilette. Es scheint kein Ende zu nehmen. Ich fühle mich kraftlos, schwach und krank. [w/39]

 

66) Ich bin 28 Jahre alt. Wir machen einen Schwangerschaftstest. Nach ungeduldigem Warten erscheint endlich das Testergebnis. Positiv! Die Anspannung fällt von uns ab. Wir lachen und weinen vor Freude. Ich bin glücklich. [w/39]

 

65) Ich bin 28 Jahre alt. Mein Freund und ich machen einen Schwangerschaftstest. Wann zeigt sich endlich das Ergebnis? Wir warten ganz gespannt. Die Zeit scheint nicht zu vergehen. Die Sekunden dehnen sich unerträglich. Ich bin neugierig und furchtbar aufgeregt. [w/39]

 

64) Ich bin 39 Jahre alt. Ich liege auf einer Matte und höre eine Entspannungs-CD. Lauschend, ruhig atmend bin ich in einer anderen Dimension. Der Sprecher führt mich zurück ins Hier und Jetzt. Jetzt schon? Die Traumreise kann doch noch gar nicht zu Ende sein. Was habe ich verpasst? Habe ich geschlafen? Ich fühle mich außer Zeit und Raum. [w/39]

 

63) Ich bin 39 Jahre alt. Wir hören uns eine Aufnahme des Musikstücks an, das wir zuvor geprobt haben. Zum ersten Mal höre ich mich auf dem Cajón spielen. Oh nein! Immer knapp neben dem Takt. Immer eine Sekunde zu spät. Ich bin zu langsam. Ich bin enttäuscht. [w/39]

 

62) Ich bin 39 Jahre alt. Wir machen gemeinsam Musik. Begeistert spiele ich mein Instrument. Ich genieße den Schlag im Takt. Alles fühlt sich stimmig an. Ich bin ganz bei der Sache. [w/39]

 

61) Ich bin 31 Jahre alt. Ich sitze mit Freundinnen im Volksgarten unter zwei Buchen. Wir haben wunderbare Gespräche. Ich freue mich, dass sie an meiner Seite sind. Ich möchte den Augenblick festhalten. Ich fühle mich lebendig. [w/39]

 

60) Ich bin 33 Jahre alt. Ich bin im Krankenhaus. Bei vollem Bewusstsein liege ich auf dem O. P. Tisch. - Kaiserschnitt - Ich habe Angst. Ich höre den ersten Schrei meiner Tochter. Der Augenblick ist unbeschreiblich. Ich denke: das ist es wert. Ich bin erleichtert und überglücklich. [w/39]

 

59) Ich bin 39 Jahre alt. Meine Tochter ist jetzt fünf Jahre alt. Unglaublich wie schnell sie groß wird. Sie ist mein Lebensinhalt. Ich fühle eine absolut reine, unwiderrufliche und unaufhörliche Liebe. [w/39]

 

58) Ich bin 33 Jahre alt. Es ist Sonntag 12:00 Uhr. Meine Fruchtblase platzt. Es ist soweit. Die lange Zeit des Wartens ist endlich vorbei. Ich habe furchtbare Angst. [w/39]

 

57) Ich bin 33 Jahre alt. Noch zwei Wochen bis zur Entbindung. Mein Körper ist schwer. Ich möchte endlich wieder meinen Körper zurück! Die Zeit der Schwangerschaft dehnt sich unerträglich. Ich kann nicht mehr. [w/39]

 

56) Ich bin 38 Jahre alt. Seit kurzem nehme ich Gitarrenunterricht. Jetzt übe ich. Die Musik erweckt meine Leidenschaft. Ich verliere mich in ihr. Ich fühle mich einzigartig. [w/39]

 

55) Ich bin 39 Jahre alt. Ich stehe auf einem Tisch. Trotz anfänglicher Zweifel lasse ich mich fallen. In die Arme einer vor mir stehenden Gruppe. Der Fall ist unbeschreiblich. Raum und Zeit verlieren ihre Kanten und Ecken. Ich fühle mich schwerelos und in Sicherheit. [w/39]

 

54) Ich bin 20 Jahre alt. Ich bin auf einer Party. Die Musik ist sehr laut. Ich mag die Musik. Mein Körper bewegt sich zum Rhythmus. Ich gebe mich der Musik hin und tanze. Ich habe die Augen geschlossenen. Raum und Zeit haben keine Bedeutung. Ich tanze und tanze und tanze – die ganze Nacht. Ich schwitze am ganzen Körper. Ich fühle mich frei. [w/39]

 

53) Ich bin 14 Jahre alt. Seit Jahren höre ich: Du bist zu dick! Du bist nicht schön! Du musst abnehmen! Wann hört das endlich auf? Ich kann nicht mehr. Ich fühle mich im Stich gelassen und einsam! [w/39]

 

52) Ich bin 7 Jahre alt. Die ganze Familie ist im Wohnzimmer. Wir sind bestimmt 20 Personen. Eine Kassette läuft. Traditionelle türkische Musik ertönt aus den Boxen. Diese Musik bedeutet meiner Familie viel. Gemeinsam tanzen wir. Ich fühle mich im Hier und Jetzt und habe Spaß. [w/39]

 

51) Ich bin 5 Jahre alt. Meine Schwester hat ein gelbes Fahrrad bekommen. Sie übt Radfahren ohne Stützräder. Ich schaue nur zu. Wann bekomme ich endlich ein Fahrrad? Ich wünsche mir ungeduldig ein eigenes Rad. Ich fühle mich nicht wahrgenommen. [w/39]

 

50) Ich bin 39 Jahre alt. Nichts schmeckt! Nichts ist lecker! Aber ich brauche Nahrung, um zu überleben. Ich muss einen Essensplan erstellen. Alle fünf Stunden soll ich essen – jeden Tag! Ich fühle mich getaktet und bin gestresst. [w/39]

 

49) Ich bin 5 Jahre alt. Meine Schwester und ich sind im Garten. Wir springen vom Klettergerüst und üben fliegen. 1, 2, 3, 4 zählt meine Schwester. Jetzt bin ich schon zwei Sekunden länger in der Luft, als beim letzten Versuch. Ich bin zuversichtlich, dass ich noch länger in der Luft bleiben kann. Ich bin fröhlich und voller Eifer. [w/39]

 

48) Ich bin 26 Jahre alt. Es ist 02:00. Seit 16:00 bin ich auf der Arbeit. Geldzählen bei einem Sicherheitsdienst. Die Zählmaschinen rattern, das Radio plärrt, die Kolleginnen unterhalten sich laut. Gestapelte Geldbündel zeugen von 10 Stunden Arbeit. Wie lange noch? Die Zeit zieht sich unerträglich in die Länge. Ich bin müde und kann nicht mehr. [w/39]

 

47) Ich bin 27 Jahre alt. Um mich herum Hochhäuser. Vor mir unzählige, mit kleinen Namen versehene, Briefkästen. Ich muss hier Post austragen. Die Unübersichtlichkeit überfordert mich. Der Stapel in meiner Hand wird nicht kleiner. Die Suche dauert. Ich muss weiter, doch ich komme hier nicht weg. Ich bin gestresst. [w/39]

 

46) Ich bin 8 Jahre alt. Es ist Straßenfest. Musik dröhnt aus dem Lautsprecher. Es ist laut und voll. Ich sitze im Kettenkarussell. Das Karussell steht still. Ich will nicht aussteigen. Die Fahrt war viel zu schnell vorbei. Ich bin enttäuscht. [w/39]

 

45) Ich bin 23 Jahre alt. Gemeinsam mit meiner Schwester sitze ich in meinem alten Fiat. Wir sind auf der Autobahn. Doch wir stehen. Wir sind am Wuppertaler Kreuz liegen geblieben. Der Schnee fällt in dichten Flocken. Uns ist kalt. Wann werden wir endlich abgeschleppt? Die Zeit scheint nicht zu vergehen, während die anderen Autos langsam an uns vorbei fahren. Ich fühle mich zum Nichtstun verdammt. [w/39]

 

44) Ich bin 39 Jahre alt. Ich stehe an der Ausgangstür im Bus. Der Bus steht, doch die Türen öffnen sich nicht. Kurz vor meiner Endhaltestelle hatte der Bus einen Unfall. Ich habe einen Termin und will hier raus. Nervös schaue ich auf die Uhr. Ich habe Zeitdruck und fühle mich festgefahren. [w/39]

 

43) Ich bin 13 Jahre alt. Ich gehe mit dem Hund spazieren. Meine dreijährige Schwester folgt uns. Ratternd, im Schneckentempo auf dem Bobby-Car. Mir geht das viel zu langsam. Kurzer Hand binde ich das Gefährt an die Leine. Ich lasse den Hund laufen. Zu schnell für meine Schwester. Sie kann sich nicht halten. Das Geschrei ist groß. Ich fühle mich schuldig. [w/39]

 

42) Ich bin 12 Jahre alt. An meiner Schule ist Fußballturnier. Gemeinsam mit einem weiteren Mädchen aus meiner Klasse spiele ich mit den Jungs gegen die anderen Klassen. Die Jungs ignorieren uns total. Kein Pass zu uns! Das Spiel nimmt kein Ende. Ich bin frustriert und gelangweilt. [w/39]

 

41) Ich bin 39 Jahre alt. Der Paketbote erwartet einen Ausweis. Überall stapeln sich Bücher und Notizen. Wieso finde ich in dem Chaos nichts? Ich will, dass der Bote verschwindet, doch ich will auch mein Paket. Das kann doch nicht so lange dauern! Ich weiß, dass mein Perso hier irgendwo ist. Da, endlich! Es kommt mir vor, als sei eine Ewigkeit vergangen. Ich bin verschwitzt. [w/39]

 

40) Ich bin 22 Jahre alt. Ich bin zuhause und erwarte meinen Freund zum Abendessen. Er hat offiziell seit einer Stunde Feierabend. Die Wartezeit dauert ewig. Ich weiß, dass er nichts dafür kann, dass er Überstunden machen muss. Dennoch bin ich ungeduldig und verärgert. [w/29]

 

39) Ich bin 22 Jahre alt. Ich bin zuhause und bereite das Abendessen vor. In wenigen Minuten hat mein Freund Feierabend. Wenn alles gut geht, ist er in einer halben Stunde da. Ich bin gut gelaunt und freue mich auf ihn. [w/29]

 

38) Ich bin 29 Jahre alt. Ich wache auf. Wie spät ist es? 5:30 Uhr. In einer halben Stunde muss ich aufstehen. Es kommt mir vor wie mitten in der Nacht. Müde schließe ich die Augen. Mein Wecker geht an. Was, die halbe Stunde kann doch noch nicht um sein! Ich fühle mich benommen und erschlagen. [w/29]

 

37) Ich bin 19 Jahre alt. Ich sitze in der Schule. Vorabi-Klausur Deutsch, Irrungen und Wirrungen. Ich bearbeite die Aufgaben. Bringe meine Antworten schnellstmöglich auf's Papier. Der Lehrer kündigt die letzte halbe Stunde an. Jetzt schon? Ich weiß doch noch soviel, ich brauche mehr Zeit! Ich fühle mich gehetzt und bin verärgert. [w/29]

 

36) Ich bin 34 Jahre alt. Ich sitze beim Arzt. Das Wartezimmer der Uniklinik ist voll. Ein Notfall nach dem anderen. Auf das Buch, das ich mitgenommen habe, kann ich mich nicht konzentrieren. Mein Termin ist seit Stunden überfällig. Ich sollte eigentlich an meiner Arbeit schreiben. Doch ich werde hier aufgehalten. Mir ist langweilig und ich fühle mich gebremst. [w/39]

 

35) Ich bin 8 Jahre alt. Die Erwachsenen sitzen in der Küche und unterhalten sich. Dabei will ich hier gemeinsam mit meiner Schwester eine Zirkusvorstellung zum Besten geben. In Fünf Minuten wollten sie kommen. Fünf Minuten können doch nicht so lang sein! Die Aufregung steigt und die Zeit fließt zäh wie Gummi. Ich bin aufgeregt und will mein Können zeigen. [w/39]

 

34) Ich bin 14 Jahre alt. Es ist ein schöner warmer Sommertag. Wir haben Ferien. Ich möchte zusammen mit meinen Freunden draußen spielen. Doch ich kann niemanden erreichen. Ich weiß nichts mit mir anzufangen. Fühle mich abgeschnitten vom Leben. Mir ist langweilig. [w/39]

 

33) Ich bin 4 Jahre alt. Nach dem Mittagsschlaf wollen meine Eltern mit uns Kindern einen Ausflug machen. Ich sitze vor der Tür und warte. Die Zeit vergeht nicht. Mir ist langweilig. [w/39]

 

32) Ich bin 18 Jahre alt. Es ist ein schöner Spätherbstnachmittag. Ich gehe mit einer Freundin in der Haard spazieren. Es riecht angenehm nach Wald. Wir lachen und unterhalten uns. Schnell wird es immer dunkler und dunkler. Wir haben die Zeit vollkommen vergessen. Jetzt müssen wir uns beeilen. Den Wald auf schnellstem Wege verlassen, bevor uns die Dunkelheit ganz umschließt. Ich fühle mich überrumpelt. [w/39]

 

31) Ich bin 40 Jahre alt. Wir sind auf einer Wanderung in den Alpen. Rasend schnell zieht ein Gewitter auf. Die Wolken verdunkeln den Tag – Donnergrollen. Es regnet in Strömen. Die Luft knisternd, das Gefühl mulmig. Die Atmosphäre verändert. Blitze zucken durchs Tal. Einer schlägt ganz in unserer Nähe ein. Der Regen ist kalt – mir wird ganz heiß. Der Weg zur rettenden Hütte scheint länger als sonst. Ich bin gestresst und habe Angst. [w/42]

 

30) Ich bin 34 Jahre alt. Ich stehe in einem französischen Sonnenblumenfeld. Die Blumen sind riesig und ragen über meinen Kopf hinaus. Ich fühle mich wie ein Kind. Goldgelbes Strahlen liegt über allem. Insekten summen. Es ist Urlaubszeit. Die Zeit dehnt sich angenehm. Wie eine Katze, die sich in der Sonne streckt. Ich genieße die Wärme der Sonne. Glück fließt durch meine Adern. Ich fühle mich zeitlos. [w/42]

 

29) Ich bin 22 Jahre alt. Die Tierärztin sitzt mir am Boden gegenüber. Unser Hund ist alt und krank. Er liegt erschöpft am Boden vor seinem Lieblingssessel. Die Ärztin gibt ihm eine erlösende Spritze. Er stirbt in meinen Armen. Ich spüre die Kälte kommen. Es geht schnell und doch dauert es. Ich bin tief traurig und doch ist es gut, dass ich hier bin. Ich bin dankbar und voll schöner Erinnerungen, während ich still weine. [w/42]

 

28) Ich bin 37 Jahre alt. Aufgrund eines kleinen Fehlers habe ich eine heftige Abreibung bekommen. Ich sehe alles in Zeitlupe und zugleich vergrößert sich der räumliche Abstand zwischen uns. Ich bin fassungslos und fühle mich hilflos. [w/39]

 

27) Ich bin 17 Jahre alt. Ich bin auf einer Party, doch kaum noch jemand ist da. Die Gastgeberin setzt mich und meinen Freund vor die Tür. Sie möchte um 06:00 Uhr morgens endlich in ihr Bett. Wo ist die Zeit bloß hin? Ich fühle mich noch voller Energie und bin verwundert. [w/39]

 

26) Ich bin 16 Jahre alt. Ich segle mit meiner Schwester auf der Ostsee. Doch nein, der Wind flaut langsam ab. Um diese Zeit ist in der Bucht immer Flaute. Wir habe die Zeit vollkommen vergessen. [w/39]

 

25) Ich bin 35 Jahre alt. Ich sitze im Zug. Es ist spät geworden. Die Lichter sind ausgegangen. Der Zug ist menschenleer. Er rattert unbeleuchtet ins Nirgendwo. Wahrscheinlich Richtung Abstellgleis. Die Fahrt nimmt kein Ende. Ich fühle mich allein und habe Angst. [w/39]

 

24) Ich bin 14 Jahre alt. Der Wind streift sanft die Segel. Ich bin glücklich und fühle mich zeitlos. [w/39]

 

23) Ich bin 62 Jahre alt. Ich probe mit unserer Kantorei Bachkantaten. Zum ersten Mal nicht mehr nur Zuhörerin. Wie schwierig das ist Töne, Text, Tempo und Takt zu treffen. Ich bin fasziniert und hoch konzentriert. Voller Töne in meinem Kopf und Bauch. Unbemerkt vergeht die Zeit. Schon ist die Probe zu Ende. Ich bin glücklich. [w/62]

 

22B) Ich bin 10 Jahre alt. Meine Eltern bringen die Kleinen mit dem Fahrrad zurück in unser Ferienhaus. Allein sitze ich bei aufziehendem Gewitter bei unserem Zelt am Strand und schaue auf das Meer. Der Wind fegt über den Sand. Die Wellen schäumen. Die ersten Blitze zucken und der Donner grollt. Ich sitze und schaue. Schon ist mein Vater zurück. Er entschuldigt sich für die lange Dauer. Doch ich bin über die schnelle Rückkehr überrascht. [w/62]

 

22A) Ich bin 10 Jahre alt. Es ist Sommer. Ich bin mit meinen Eltern und kleineren Geschwistern am Strand. Ein Gewitter zieht auf. Alles wird eingepackt. Doch das Windzelt lässt sich nicht so schnell abbauen. Erste Tropfen fallen. Nervosität stellt sich ein. Wir sind zu langsam. Ob ich hier alleine Stellung halten und auf das Zelt aufpassen kann? Ich bin voller Zweifel. [w/62]

 

21) Ich bin 12 Jahre alt. Ich kann nicht einschlafen. Meine Eltern erreiche ich aus meiner Mansarde nur über ein provisorisches Sprachrohr durch die Decke. Seit Stunden soll ich Ruhe geben. Es ist 2:00 Uhr. Mein Herz klopft ganz wild und immer wilder. So lange war ich noch nie wach. Morgen ist doch Schule. Ich muss endlich schlafen. Warum kommt denn keiner? Ich fühle mich ganz jämmerlich. [w/62]

 

20) Ich bin 28 Jahre alt. Ich sitze auf einer Bank auf dem Bahnsteig. Eine 30minütige Verspätung meines Zuges ist angesagt. Frustriert lese ich. Gefesselt von der Story bin ich ganz überrascht, dass der Zug so plötzlich vor mir steht. Ich bin positiv überrascht. [w/29]

 

19) Ich bin 37 Jahre alt. Die rote Ampel scheint in mein Gesicht. OH nein! Pünktlich komme ich nicht mehr. Ich fühle mich gebremst. [w/39]

 

18) Ich bin 22 Jahre alt. Mein Freund und ich fahren zu seinen Eltern. Vier Stunden Fahrtzeit jetzt schon vorbei. Ich fühle mich ausgeliefert.[w/39]

 

17) Ich bin 38 Jahre alt. Ich muss den Bericht fertig kriegen. Die Zeit reicht nicht. Ich bin zu langsam. Ich fühle mich gestresst. [w/39]

 

16) Ich bin 39 Jahre alt. Ich bin auf der Arbeit. Ich schaue auf die Uhr. Jetzt müssten die 30 Minuten um sein. Stimmt. Ich bin präsent. [w/39]

 

15) Ich bin 4 Jahre alt. Ich sehe den Kellerasseln zu. Spannend! Mutter ruft. Ich bin noch nicht fertig. Ich fühle mich gestört. [w/39]

 

14) Ich bin 38 Jahre alt. Die Eier für das Frühstück müssten jetzt fertig sein. Ich schaue auf die Uhr. Punkt genau. Ich fühle mich routiniert. [w/39]

 

13) Ich bin 16 Jahre alt. Mathe-Unterricht. Ich verstehe nichts. Der Zeiger der Uhr bewegt sich nicht weiter. Mir ist langweilig. [w/39]

 

12) Ich bin 39 Jahre alt. Ich arbeite im Garten. Es ist Frühling. Ich habe viele Ideen umzusetzen. Ich bin vertieft in die Gartenarbeit. Mir wird kühl. Oh, die Sonne geht gleich unter. Ist der Tag schon um? Wie kann das sein? Ich möchte noch soviel machen. Ich fühle mich voller Tatendrang. [w/39]

 

11) Ich bin 26 Jahre. Ich habe Mittagspause. Mein Magen knurrt. An der Bäckerei-Theke stehen zwei Frauen vor mir. Warum dauert das so lange? Ich muss dringend etwas essen. Jetzt! Sofort! Drei Minuten dehnen sich zur Ewigkeit. Ich bin hungrig. [w/39]

 

10) Ich bin 24 Jahre alt. Ich sitze in der Bahn zur Arbeit. Die Strecke kenne ich auswendig. Ich lese. Das Buch fesselt mich. Ich ertappe mich, wie ich über einige Passagen lache. Dann hält die Bahn. Endstation. Ich bin irritiert. Vier Haltestellen bin ich zu weit gefahren. Ich fühle mich außer Zeit und Raum. [w/39]

 

9) Ich bin 39 Jahre alt. Ich fahre mit einer Freundin zu einer Überraschung. Was mag es wohl sein? Wo fahren wir hin? Wir unterhalten uns angeregt, während ich überlege, was mich erwarten wird. Wann sind wir endlich da? Die Fahrt dauert ewig. Ich bin gespannt und neugierig. [w/39]

 

8) Ich bin 30 Jahre alt. Der Wecker klingelt. Jetzt schon? Ich bin verwundert. Acht Stunden Schlaf müssen doch reichen. Acht Stunden arbeiten dauert doch dagegen ewig. Ich bin müde. Ich fühle mich aus dem Schlaf gerissen.[w/39]

 

7) Ich bin 19 Jahre alt. Ich fahre auf dem Fahrrad von einer Party zurück. Es ist dunkel und kühl. Die Straßen sind menschenleer. Ich erreiche die einsame Unterführung. Sehe einen Schatten. Meine Haare stellen sich auf, mein Herz rast. Die Sekunden dehnen sich wie Minuten. Ich habe Angst und merke, es ist mein eigener Schatten. Ich lache über mich selbst. Der Kilometer nach Hause vergeht wie im Flug. Ich bin erleichtert. [w/39]

 

6) Ich bin 13 Jahre alt. Ich sitze in der Schule - Englischstunde - Klassenarbeiten werden verteilt. Es dauert unendlich lange. Bestimmt wieder eine fünf. Obwohl ich mein Bestes gegeben habe, keine Anerkennung. Ich kann nicht mehr. [m/62]

 

5) Ich bin 22 Jahre alt. Ich fahre mit Freunden ins Tessin. Wir sind mitten im Gotthardtunnel. Ich halte Ausschau nach Notausgängen. Mir ist heiß, die Luft ist stickig. Mir ist als führen wir im Schneckentempo an das andere Ende der Welt. Der Puls steigt. Ich fühle mich beengt. [w/39]

 

4) Ich bin 6 Jahre alt. Ich sitze mit meiner Familie im Auto. Vorne wird geraucht und gestritten. Die Luft wird immer dicker. Wann sind wir endlich da? Ich bin traurig und fühle mich hilflos. [w/39]

 

3) Ich bin 38 Jahre alt. Es ist April. Ich schaue auf das Meer. Beim Aufstehen merke ich, wie durchgefroren ich bin. Wie lange habe ich hier gesessen und den Wellen zugeschaut? Ich bin zufrieden und fühle mich glücklich. [w/39]

 

2) Ich bin 39 Jahre alt. Stetes blaues Blinken stört meine Ruhe. Der Krankenwagen fährt nicht weg. Ich fühle mich gestresst. [w/39]

 

1) Ich bin 5 Jahre alt. Vor mir eine Kaffeedose mit langsam herausfließendem Schlamm. Ich sehe dem Matsch zu, rieche seine Erdigkeit und höre den dumpfen Ton der zähflüssigen Masse, während ich an meinen Fingern die Erde trocknen spüre. Ich fühle mich zeitlos und bin glücklich. [w/39]