"Raumzeitloop", 2016

In Raumzeitloop ist zunächst eine schwarze Fläche im Hochformat mit einem abschließenden, weißen Balken am unteren Ende des Bildes zu sehen. Eine tiefe männliche Stimme aus dem Off beschreibt das Dargestellte: „Ein Bild, Höhe mal Breite, erweitert im Ton die zweite Dimension von: …“ Eine Stimme, die im weiteren der Darstellerin zuzuordnen ist, vervollständigt den Satz mit den Worten: „Schwarz und weiß, weiß und schwarz (...)“, bis der Ton zu hängen beginnt. Es folgt ein Schrei. Die aufgenommene lebendige Realität der gefilmten Person wird dabei durch den Herzschlag und den nicht nachvertonten Schrei betont. Das Gefilmte ist ein Abbild der vergangenen Realität geworden. Präsentiert und wahrgenommen zu einer späteren Zeit an einem anderen Ort. Entscheidend hierbei ist der Satz: „Ich bin kein Bild!“ „Und doch.“ erwidert die Stimme aus dem Off. Die Figur verschmilzt mit dem Bildraum und der Film beginnt von vorn: „Ein Bild, Höhe mal Breite (...)“.

 

Das Video Raumzeitloop ist durch den Text „Stimmen auf der Spur – zur technischen Realisierung der Stimme in Theater, Hörspiel und Film“ (2012) von Vito Pinto inspiriert. Wesentlich für die Videoperformance sind die von Pinto dargelegten Fehlerquellen in den Anfängen des Tonfilms. Damit verbunden ist die Frage nach der Ästhetik des Unperfekten. Zudem greift Raumzeitloop die Idee auf, dass durch den Ton die Zweidimensionalität des Bewegtbildes in den Raum hinein erweitert wird. Auch verweist die erzählende Stimme aus dem Off auf einen Raum außerhalb des Bildes – auf eine Heterotopie.


Der Titel Raumzeitloop impliziert, dass nicht nur in räumlicher sondern auch in zeitlicher Hinsicht eine Erweiterung stattfindet. Raum und Zeit bilden in der vierten Dimension ein Kontinuum. Zugleich wirkt Raumzeitloop durch die ständige Wiederholung losgelöst von Raum und Zeit. Dies wird durch das Medium Video und der damit verknüpften medialen Verfügbarkeit unterstrichen. Durch das Medium Video findet eine zeitliche Verschiebung vom Zeitpunkt des Filmens und der Präsentation statt. So ist die zeitliche und räumliche Realität der gefilmten Akteurin eine andere, als die der Rezipienten. Dies kommt durch den Satz: „Ich bin kein Bild!“ zum Ausdruck.