"Credits", 2017 und "8 Glasen", 2017

2 Videoarbeiten aus der Arbeit Eigenzeit, 2017

8 Glasen, 2017

Realzeitvideo 4 Stunden

Die Videoarbeit 8 Glasen (2017) dokumentiert eine vierstündige Performance. Der Titel ist an die Glasenuhr angelehnt. Die Glasenuhr gibt die Zeitrechnung auf Schiffen an.  Das Wort 'Glasen' leitet sich von dem Halbstundenglas ab, mit dem die Zeit gemessen wird. Acht Glasen bezeichnet den Zeitraum von vier Stunden und somit die Zeit einer Schicht an Bord eines Schiffes. Eine Schicht dauert auf See vier Stunden.

Film Stills aus 8 Glasen

Zu sehen ist ein aus altem Pallettenholz gezimmerter Hocker. Darauf steht ein Halbstundenglas mit schwarzem Sand. Rechts neben dem Hocker kniet eine Person auf einem Sitzhocker. Alle halbe Stunde wendet sie das Halbstundenglas. Die Prozedur folgt dem Schema der Glasenuhr. Anders als bei der Glasenuhr ertönt bei der Performance jedoch kein Zeitsignal. Das Realzeitvideo ist tonlos. Fast scheint die Zeit im Bild negiert. Sie läuft kaum merklich und doch stetig weiter.

 

Die Betrachter werden auf sich selbst und ihr eigenes Zeiterleben zurückgeworfen. Zwar wird in Echtzeit eine Uhr gezeigt, doch ohne genaue Zeitangabe. Im Warten auf eine Aktion wird Zeit direkt wahrnehmbar. Sie scheint nicht zu vergehen, beinahe still zu stehen. Nur der rieselnde Sand und die minimalen Bewegungen zeugen vom stetigen Vergehen der Zeit.

 

Die Sanduhr symbolisiert die Vergänglichkeit des Lebens. Durch den wiederholten Akt des Umdrehens wird zugleich ein Kreislauf erzeugt. Dieser endet jedoch bei acht Glasen. Die Schicht ist vorbei - ein Verweis auf die Endlichkeit allen Lebens und den Neubeginn.


Credits, 2017

Video 30:11 Minuten

Film Stills aus credits, 2017

Neben der Videoperformance 8 Glasen (2017) läuft eine weitere Videoprojektion. In der Arbeit credits (2017) rollt sich - wie im Abspann eines Films - weiße Schrift auf schwarzem Grund von unten nach oben ins Bild. Zu lesen sind fortlaufend 121 gesammelte Sätze zu Eigenzeit und individuellem Zeiterleben. Die hier zu lesenden Zeiterlebnisse sind von Personen verschiedenster Altergruppen zum Thema 'Eigenzeit' verfasst und hier versammelt worden. Eigenzeit ist eigene Zeit. Sie schreitet stetig voran, auch wenn sich scheinbar nichts bewegt. Dabei schließt sie die individuelle Lebenszeit im historischen Kontext und die individuelle Zeiterfahrung mit ein. Vor diesem Hintergrund bilden die persönlichen Lebensgeschichten im Spannungsfeld von Augenblick und Dauer ein Gegenüber zu der in der Performance eigens erlebten Zeit. Wie credits im Nachspann eines Films erfährt hier das individuelle Zeiterleben zwischen Augenblick und Dauer eine Würdigung. Die im alltäglichen Leben als unscheinbar wahrgenommenen Augenblicke werden nicht nur vor Augen geführt, sie zeugen zudem von individueller Lebenszeit und Zeitgeschichte.


Die Arbeit  "Eigenzeit" befindet sich im steten Prozess und wird sich über die Zeit fortsetzen. Wer sich mit einem Satz zum Thema: "Eigenzeit. Individuelles Zeiterleben im Spannungsfeld von Augenblick und Dauer" beteiligen möchte, ist herzlich dazu aufgerufen. Die Textsammlung erfolgt anonym.